Erreger : Varroa Destructor (nicht Jacobsoni (1904) --> Gentest hat ergeben, dass wir ca. 20 Jahre die « falsche » Milbe bekämpft haben)

Milbe, aus Asien stammend (Apis cerana), um 1980 durch Bienenimporte nach Mitteleuropa eingeschleppt. Seitdem gibt es kaum noch varroafreie Bienenvölker in Europa und vielen andern Ländern und Kontinenten.

 

Parasitenbeschreibung

Nur Weibchen interessant, da man Männchen, die nur kurz in der verdeckelten Brutzelle leben (Begattung der jungen Weibchen), kaum zu Gesicht bekommt.

Querovale Form: 1,6 mm, mit 4 Beinpaaren . Rücken: kräftiger brauner Schild, Beine und Mundwerkzeuge an der Unterseite. Relativ schnelle Fortbewegung (Wechsel von Biene zu Biene, Aufsuchen von Brutzellen), Mundwerkzeuge sehr kräftig und scharf (Verletzung von Bienen und Brut zwischen den Chitinringen zwecks Aufnahme von Haemolymphe (Bienenblut) Eintrittspforten fur Viren!

 

Vermehrung (Entwicklungszyklus)

Das Milbenweibchen sucht eine Brutzelle kurz vor der Verdeckelung (Tag 8 - 9) auf. Bei starkem Befall oft mehrere « Muttermilben » in einer Zelle.

Vorliebe für Drohnenbrut : (Pheromone wirken anziehend)

Verletzung der Brut (Nymphe) zwecks Nahrungsaufnahme.

Nach 2 - 3 Tagen (Tag 12), Beginn des Eierlegens, bis zu 5, im Abstand von ca. 30 Stunden. Aus dem ersten Ei schlüpft eine männliche Milbe, aus den andern weibliche Milben. Ernährung der Jungmilben: Saugen von Haemolymphe aus den von der Muttermilbe verursachten Bisswunden.

Entwicklung zur Geschlechtsreife: 7 - 8 Tage, d.h. : Am Tag 20 - 21 deckt das Männchen 1 - 2 geschlechtsreife Weibchen und stirbt.

Tag 21 : Schlupf der Biene. Muttermilbe (die mehrere Brutzyklen überleben kann!), verlässt mit ca. 2 begatteten Jungmilben die Zelle.

Vermehrungsexplosion : ca. x 2,5 pro Brutzyklus !

Drohnen - Schlüpfen nach 23 Tagen.= bis zu. 2 weitere geschlechtsreife Milben pro Zyklus.

 

Wichtige Rolle der Drohnenbrutentnahme

Eine Schädigung der Bienen ist bei geringem Befall nicht feststellbar, bei starkem Befall Schädigung der Bienen und der Brut nimmt die Lebensdauer der Bienen ab und es öffnet sich die Eintrittspforte für verschiedene Viren: AP, DWV Virus usw. Lähmungs und Verkrüppelungserscheinungen, Flügeldefekte usw.

Mit Zunahme der Empfindlichkeit gegenüber Viren (Virulenz) vertragen die Völker immer weniger Varroen. Es kann zu einem Zusammenbruch des Volkes  schon ab 2-3000 Varroen kommen.

Ursache: Unsere Bienen sind noch nicht im natürlichen Gleichgewicht mit dem Parasiten (Asiatische Biene: Apis cerana überlebt problemlos mit der Varrroa), d.h. die westliche Honigbiene erkennt die Milbe nicht als Feind : Duldung ohne effiziente Abwehrmaßnahmen

 

Ziel der Forschung (Projekt Varroatoleranz)

- Förderung des Abwehrverhaltens: Ausräumen von stark befallenen Brutzellen ; Verletzung von Milben.

- Resistenzsteigerung gegenüber Viren.

 

Diagnose : Befallsermittlung

Wichtig für den Zeitpunkt der Behandlung.

- Brutkontrolle (Drohnenbrutbefall) gibt ungenauen Aufschluss über den Befallsgrad.

- Bienen mit Varroen am Körper : lässt auf hohen Befall schliessen.

- Verkrüppelte, flugunfähige, sogar flügellose Bienen: sofortige Massnahmen erforderlich (Virusinfektion).

- Gitterboden - Windelkontrolle : ermöglichen die Ermittlung des natürlichen Milbenfalls (Zahl der Milben pro Tag) und die Behandlungskontrolle.

z.B. fallen im Sommer mehr als 10 Milben pro Tag oder fallen 5-10 Milben pro Tag , neben Feststellen von verkrüppelten Bienen, dringendes Eingreifen erforderlich.

 

Behandlung

Laufende Evolution der Varroabehandlungskonzepte seit 25 Jahren.

 - Auftreten von Resistenzen gegenüber verschiedenen Varroziden (Kontaktinsektizide, Systemische Mittel)

- Sensibilisierung der Öffentlichkeit : Rückstandsproblematik in Nahrungsmitteln: Honig soll eines der letzten naturbelassenen, unbelasteten Nahrungsmittel bleiben.

Behandlungsstrategie:

Behandlungsbeginn nach dem Abschleudern (Entfernen der Honigwaben).

Strikte Trennung von Honigraum und Brutraumwaben

Kein Umhängen von Brutwaben in den Honigraum

Getrennter Wachskreislauf

Mittelwände aus unbelastetem Wachs (Entdecklungswachs, Jungfernwachs, Drohnenwaben)

 

Behandlungsmöglichkeiten im Laufe des Bienenjahres

Frühling, - Sommer : Regelmässige (alle 14 Tage) Entnahme und Ausschneiden des

Drohnenrahmens

Jungvolkbildung (auch zur Schwarmverhütung).

 

Beispiele

- Kunstschwarm : kann mit A. S. oder Oxalsäure behandelt werden

- Flugling oder Brutableger, Behandlung mit A.S. nach dem Schlupf der Brut, bevor die junge Königin in Eilage ist.

- Fangwabe : Zuhängen einer Drohnenwabe mit offener Brut ins brutfreie Jungvolk. Nach dem Verdeckeln : Drohnenwabe entfernen.

 

Resultat

- Effektive Reduzierung der Milben im Muttervolk

- Nahezu milbenfreie Jungvölker

= Biotechnische Massnahmen

 

Sommerbehandlung : Nach dem Abschleudern

1) Ameisensäurebehandlung (60-80%), Palette von Möglichkeiten:

- Schwammtuch ; Verdunster : Nassenheider, Universal, Medizinflasche usw.

Prinzip: kontinuierliche Verdunstung von Ameisensäure im Volk, verätzt die Varroen.

Verdunstung von täglich 10- 15 g Ameisensäure über 14 Tage (ein kompletter Brutzyklus) = 1 Behandlung

Fingerspitzengefühl und Erfahrung notwendig

Klimatische Verhältnisse beeinflussen die Wirkung (zu schnelle oder zu langsame Verdunstung).

Umgang mit Säure - Handschuhe, Brille.

Ameisensäure hat eine gewisse Wirkung in den verdeckelten Brutzellen

Windelkontrollen: Ermittlung des Behandlungserfolges. Behandlung kann notfalls mehrmals wiederholt werden.

 

2) Thymolbehandlung (Apilifeplättchen) Aetherisches Oel.

Einfache Handhabung: Plättchen auf die Waben auflegen/ nach 14 Tagen Wiederholung. Thymol beeinträchtigt das Orientierungsvermögen der Varroen.

 

3) Apivar (Amitrazstreifen)

Chemisches Mittel (Kontaktinsektizid). 2 Streifen in das Brutnest hängen. Minimum 6 Wochen belassen. Windelkontrolle.

 

Eine frühzeitige Sommerbehandlung Ende Juli - August ist von größter Wichtigkeit, sie gewährleistet die Aufzucht gesunder, vitaler Winterbienen, die eine zügige Auswinterung und Frühlingsentwickelung ermöglichen.

Im Herbst (Oktober - November)

genügen dann periodische Befallskontrollen (wenigstens stichprobenweise), denn eine Reinvasion durch Verflug (zusammenbrechende Völker betteln sich ein) und Räuberei ist möglich. Windelkontrolle: Täglich weniger als 1 Milbe : Behandlung nicht notwendig.

Bei natürlichem Milbenfall von 1 und mehr Milben --> Winterbehandlung mit Oxalsäure. Dazu ist absolute Brutfreiheit erforderlich. (Dezember - Januar).

Methoden:

1)         Träufeln der Oxalsäurelösung auf die Bienentraube (T° im Plusbereich)

2)         Besprühen mit der Lösung nach Wabenziehen (T° ab + 5C')

3)         Zerstäuben von Oxalsäurekristallen über das Flugloch (elektr.Gerät), temperaturunabhängig

Oxalsäure verätzt die Milben (ähnlich A.S.)

 

Fazit

Es ist möglich mit den vorgeschlagenen, vom Staat subventionierten Behandlungsmethoden, trotz Varroa erfolgreich zu imkern und einen unbelasteten Honig zu ernten.

Hoffentlich gelingt es in absehbarer Zeit eine varroatolerante Biene zu selektionieren, die ähnlich wie Apis cerana, ein ausgeglichenes Wirt-Parasitenverhältnis aufbaut. Das ist das Ziel der gemeinsamen Zuchtbemühungen (Varroatoleranz) in In- und Ausland.

Oxalsäure zur Restentmilbung

Die letzte Maßnahme der Varroabehandlung im Jahr ist die Oxalsäurebehandlung. Wichtig für diese Behandlung ist die Brutfreiheit der Völker. Der genaue Zeitpunkt der Brutfreiheit ist nicht immer klar zu erkennen. 2019 gab es bspw. bei vielen Völkern bereits im Oktober Brutpausen, als es dann wieder wärmer wurde, gingen die Königinnen erneut in Eilage. Ob dann die Völker nochmals bis Ende Dezember aus der Brut gehen ist unklar. Auf jeden Fall sollte die Behandlung so spät wie möglich im Dezember stattfinden, nicht aber im Januar.

Nach der Wintersonnenwende (21. Dezember) gehen die Bienenköniginnen in der Regel wieder in Eilage, das heißt schon in den ersten Januartagen können verdeckelte Brutzellen in den Völkern sein und die Milben können sich vor der Behandlung verstecken.

Da die Wirksamkeit der Behandlung sehr stark von den Wetterbedingungen abhängt, sei hier auf die Varroawetter-Seite von AgriMeteo verwiesen:

www.agrimeteo.lu

Als ideal ist ein Tag mit Höchsttemperaturen zwischen 2°C und 4°C anzusehen. Bei diesen Temperaturen ist die Bienentraube sehr dicht und kompakt.

Kurz vor der Behandlung kann nun die Oxalsäurelösung gebrauchsfertig angesetzt werden. Dazu öffnet man die Dose mit der wässrigen Lösung und schüttet den Haushaltszucker aus der beiliegenden Verpackung in die Dose. Nun muss die Dose so lange geschüttelt werden, bis der Zucker sich vollständig gelöst hat. Dann kann mit der beiliegenden Spritze die für jedes Volk entsprechende Oxalsäurelösung aufgenommen werden.

Die Menge der anzuwendenden Oxalsäurelösung richtet sich nach der Stärke des zu behandelnden Volkes. Es gilt als Faustregel:

  • Starke Völker werden mit 50 ml Lösung behandelt
  • Mittelstarke Völker werden mit 40 ml Lösung behandelt
  • schwächere Völker werden mit 30 ml Oxalsäurelösung behandelt.

Wichtig ist, dass die Bienen mit kleinen Tröpfchen benetzt werden. Sitzt die Bienenkugel in zweizargigen Beuten zwischen der ersten und zweiten Zarge, muss die zweite Zarge angehoben werden und die Bienen in der ersten Zarge ebenfalls behandelt werden. Anmerkung: die Restentmilbung ist elementarer des Varroamanagements! Der bekannte italienische Bienenwissenschaftler Marco Lodesani (CREA) gab bei einem Vortrag an, dass aus einer Startpopulation im Frühjahr von 10 Milben im folgenden September eine Population in 1.280 Milben resultiert. 100 lebende Milben, z.B. bei fehlender Oxalsäurebehandlung im Winter, führen jedoch über die Saison zu 12.800 Milben im folgenden September.

Bitte beachten Sie die notwendigen Schutzauflagen bei der Verwendung von Oxalsäure!